Mehrsprachigkeit als Chance für unsere Gesellschaft

Folgende Situation könnten Sie in Luxemburg tatsächlich antreffen: Sie unterbrechen ein Gespräch auf Luxemburgisch, um auf Französisch ein Croissant zu bestellen, nur um herauszufinden, dass der Barista eigentlich Engländer ist. Der abwechselnde Gebrauch mehrerer Sprachen ist eine Kunst, die die Luxemburger hervorragend beherrschen. So können in eine Diskussion Redewendungen einer anderen Sprache einfließen. Was Ihnen als Sprachendschungel erscheinen könnte, hat tatsächlich zur Herausbildung einer offenen Gesellschaft, einer dynamischen Wirtschaft und Luxemburgs starkem Engagement für Europa beigetragen.

Mehrsprachigkeit als Faktor des Zusammenhalts

Mit vielen verschiedenen Sprachen aufzuwachsen, ist für jedes Kind in Luxemburg ganz normal. Die Schüler lernen in der Schule verpflichtend Deutsch, Französisch und Englisch und können wählen, noch weitere Sprachen zu erlernen. Zudem begegnen den Kindern in ihrem Alltag viele weitere Sprachen, sei es durch Freunde anderer Herkunft oder ganz allgemein als Teil der Gesellschaft.

Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch zählen zu den häufigsten Sprachen, aber Italienisch, Spanisch, Polnisch, Schwedisch, Finnisch, Rumänisch und viele weitere Sprachen bereichern täglich die Gesellschaft des Landes.

Dies zeigt, dass Luxemburg ein Land ist, dessen Gesellschaft offen für viele Kulturen und Nationalitäten ist und das sich diesen Multikulturalismus so gut wie kaum eine andere Gesellschaft einverleibt.

Tatsächlich hat die entschiedene Mehrsprachigkeit Luxemburgs nicht nur die Integration zahlreicher Einwanderer in den letzten 150 Jahren ermöglicht, sondern dient auch als Faktor des sozialen Zusammenhalts. Da sie so eine große Bandbreite an Sprachen beherrschen, können viele Luxemburger und ausländische Staatsangehörige, die in Luxemburg leben, problemlos miteinander kommunizieren, was das Risiko der sozialen Exklusion aufgrund der Sprache verringert.

Im Gegensatz, zu dem was man glauben könnte, hat das Luxemburgische von dieser Situation profitiert. So stieg die Zahl der Luxemburgischkurse auf einen Höchststand und soziale Medien bieten eine Möglichkeit zum Austausch auf Luxemburgisch. Auch Förderungsmaßnahmen wie die Strategie zur Förderung der luxemburgischen Sprache 2017 tragen ihre Früchte. Diese Strategie sieht u.a. die Bemühungen um eine Standardisierung der luxemburgischen Sprache und die Förderung des Erlernens der luxemburgischen Sprache und Kultur vor.

Sprachen überbrücken die Gräben zwischen den Nationen

Auf der Bühne der Weltpolitik konnte das Großherzogtum dank des Beherrschens von zwei bzw. sogar drei großen europäischen Sprachen – Deutsch, Französisch und Englisch – beim europäischen Einigungsprozess ganz vorne mit dabei sein. Da wäre zum Beispiel Robert Schuman, der gebürtige Luxemburger und französische Außenminister, auch bekannt als "der Vater Europas": er schätzte, dass seine Kindheit in Luxemburg und sein multinationaler Hintergrund stark zu seinem großen Engagement für ein vereintes Europa in der Nachkriegszeit beigetragen haben.

Als Beweis für das luxemburgische Engagement waren drei ehemalige Premierminister Luxemburgs Präsident der Europäischen Kommission: Gaston Thorn (1981-1985), Jacques Santer (1995-1999) und Jean-Claude Juncker (2014-2019).

Luxemburg, das Exzellenzzentrum der EU in Sachen Mehrsprachigkeit

Darüber hinaus zählt Luxemburg neben Brüssel und Straßburg zu den drei Hauptstädten der Europäischen Union. Luxemburg ist seit langem für seine Exzellenz in Sachen Mehrsprachigkeit und sein europäisches Engagement bekannt und beherbergt heute einen erheblichen Teil der Übersetzungs- und Dolmetscherdienste der EU-Institutionen.

Folgende Dienste befinden sich in Luxemburg:

Die 2.500 hier beschäftigten Linguisten arbeiten unermüdlich daran, Dokumente aus und in die 24 Amtssprachen der EU sowie einige Nicht-EU-Sprachen zu übersetzen und so eine Grundlage für gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Sprachen als Wirtschaftsfaktor

Die Mehrsprachigkeit ist auch eine wichtige Eigenschaft der luxemburgischen Wirtschaft, dank der das Land über die Jahrzehnte von einer Agrargesellschaft im 19. Jahrhundert zu einem international anerkannten Finanz- sowie Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum im 21. Jahrhundert wachsen konnte.

Unternehmen aus aller Welt haben ihren globalen oder europäischen Sitz in Luxemburg und bereichern somit die sowieso schon multikulturelle luxemburgische Gesellschaft mit indischen, englischen, amerikanischen und vielen anderen Expat-Gemeinden.

Dieses mehrsprachige Umfeld stellt zunächst vielleicht eine Herausforderung dar, doch viele Arbeitgeber fördern ihre Mitarbeiter beim Erlernen von neuen Sprachen. Diese Investition ist auf lange Sicht eine Chance.