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Discover Life on Mars with a Rover

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4.6 Mehr zum Thema

01
Auf Entdeckungsreise zum Mars

Seit den 60er Jahren unternehmen die Menschen Forschungsmissionen zum Mars. Die NASA-Sonde Mariner 4 wurde am 28. November 1964 gestartet und war die erste, die den Mars am 14. Juli 1965 überflog. Bis heute haben vier Weltraumorganisationen erfolgreich Missionen zur Erforschung des roten Planeten durchgeführt: die NASA (National Aeronautics and Space Administration), die ISRO (Indian Space Research Organisation), das Raumfahrtprogramm der Sowjetunion und Russlands und die ESA (European Space Agency).

In den 60er Jahren und zu Beginn der 70er Jahre wurden mehrere Sonden losgeschickt, die den Mars überfliegen sollten. Die erfolgreichste Mission war die der Sonde Mariner 9 der NASA, die Ende 1971 gestartet wurde. Mariner 9 befand sich fast ein Jahr lang im Orbit des Mars und konnte mehr als 7.000 Fotos vom Mars aufnehmen, was unsere Wahrnehmung dieses Planeten drastisch verändert hat.

1975 schließlich schickte die NASA zwei Paare Orbiter und Landesonden los. Ein Orbiter ist eine Raumsonde, die in die Umlaufbahn eines Himmelskörpers eintritt, wohingegen eine Landesonde ein Raumfahrzeug bezeichnet, das auf der Oberfläche eines Himmelskörpers aufsetzt. Viking 1 und Viking 2 setzten auf dem Mars auf und verblieben dort für mehrere Jahre. Leider fanden sie keine deutlichen Anzeichen für Leben auf dem Mars.

Ende der 90er Jahre erstellte der Orbiter Mars Global Surveyor der NASA eine vollständige Karte des Mars vom Nordpol bis zum Südpol. Fast gleichzeitig startete die NASA den Mars Pathfinder, der aus einer Landesonde und einem Rover, dem berühmten Sojourner, bestand. Er war der erste Rover, der außerhalb der Erde und des Mondes operierte. Ein Rover ist ein motorgetriebenes Fahrzeug zur Fortbewegung auf der Oberfläche eines Planeten oder eines Mondes (im Gegensatz zu einer Landesonde, die sich nicht fortbewegt, sobald sie auf einem Gestirn gelandet ist). Eine vollständige Übersicht der verschiedenen Raumfahrzeuge befindet sich auf dieser Seite der NASA.

Der Orbiter Mars Odyssey, der sich noch immer in der Umlaufbahn des Mars befindet, wurde 2001 von der NASA gestartet. 2003 schickte die ESA eine Mission mit einem Orbiter und einer Landesonde, nämlich Mars Express und Beagle, zum Mars.  Die Landesonde ging unglücklicherweise während der Landung verloren, aber der Orbiter ist noch immer in seiner Mission unterwegs. Hier sind Fotos und Filme zu sehen, die der Mars Express gesendet hat.

2004 schickte die NASA zwei weitere Rover auf den Mars, Spirit und Opportunity. Spirit ging 2010 in einer Sanddüne zu Bruch, während Opportunity bis 2018 weiter in Betrieb war, bis er sich während eines Sandsturms abschaltete.

2006 wurde ein anderer Orbiter der NASA, der Mars Renaissance Orbiter, in die Umlaufbahn gebracht und schickt uns seither mehr Daten über den Mars als alle anderen Missionen zusammen. Ein Jahr später schickte die NASA Mars Phoenix, eine andere stationäre Landesonde. Leider verlor die NASA nach einigen Monaten den Kontakt zu ihr und erklärte sie 2010 für tot.

Ein neuer Rover der NASA, stärker als alle anderen, Curiosity, landete 2012 auf dem Mars. Das Design von Curiosity inspirierte die Entwicklung des Rovers Perseverance, der im Februar 2021 auf dem Mars landete. Eine der Hauptmissionen von Perseverance ist die Entnahme von Bodenproben des Mars. Diese Proben sollen 2031 in einer gemeinsamen Mission der NASA und der ESA zur Erde zurückkehren. Die letzten Neuigkeiten von Perseverance sind auf dieser Seite zu finden.

Schließlich sollten wir die Mission ExoMars nicht vergessen, ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos. Die Mission beinhaltet eine Landesonde namens Schiaparelli, die 2016 zum Mars geschickt wurde, aber bei der Landung zu Bruch ging, und einen Orbiter namens Trace Gas Orbiter, der im gleichen Jahr losgeschickt wurde und noch immer unterwegs ist. Im Rahmen der gleichen Mission sollte ein Rover namens Rosalind Franklin noch dieses Jahr (2022) zum Mars geschickt werden.  Der Name verweist auf die britische Wissenschaftlerin, die hinter der Entdeckung der DNS-Struktur steht.  Für die ESA sind Forschung und Wissenschaft zentrale Aspekte des Menschseins. Daran soll die Namenspatenschaft erinnern. (ESA, 2019a). Leider musste die ESA die Mission ExoMars angesichts der aktuellen Situation vollständig streichen (Science.lu, 2022).

Erwähnt sei, dass andere Länder ebenfalls Mars-Missionen entwickeln:

  • die indische Mission Mars Orbiter Mission gelangte 2016 in die Umlaufbahn,
  • die Mission Hope Probe der Arabischen Emirate wurde 2020 zum Mars geschickt,
  • die chinesische Mission Tianwen-1 erreichte die Umlaufbahn und den Mars 2021,
  • die japanische Mission Mars Moons Exploration Mission ist für 2024 geplant.

Abschließend bleibt anzumerken, dass diese Zusammenfassung den Eindruck hinterlässt, dass die Erforschung des Mars voller erfolgreicher Missionen ist, wohingegen es neben diesen oben genannten geglückten Missionen zahlreiche gescheiterte Unternehmungen gab. Eine Zusammenfassung aller Missionen befindet sich auf (Space.com, n.d.). Dies macht deutlich, wie wissenschaftliche Forschung funktioniert: die Geschichte verzeichnet oft nur die Erfolge, wohingegen in Wirklichkeit jeder Entdeckung, jeder Erfindung oder jedem wissenschaftlichen Durchbruch immer zahlreiche Fehlversuche vorangehen, die nicht erwähnt werden und dann in Vergessenheit geraten.

02
Warum den Mars erforschen?

Natürlich liegen die Erforschung des Universums und die Herausforderung, immer weiterzugehen, schon immer im Interesse des Menschen. Die rein wissenschaftlichen Gründe für die Erforschung des Mars sind folgende:

  • nach Leben auf dem Mars suchen,
  • Klima und Geologie des roten Planeten bestimmen,
  • das Terrain für eine zukünftige bemannte Erforschung vorbereiten.

Erkunden, ob es Leben außerhalb der Erde gibt, ist eine fundamentaler Wunsch. Da der Mars der Planet ist, der unserer Erde am ähnlichsten ist, ist er ein besonders guter Ort, um diese Frage zu untersuchen.

Das Verständnis der Mars-Geologie ist wichtig, um die Geschichte des Planeten zu verstehen. Die Erforschung der Atmosphäre auf dem Mars kann dazu beitragen, die Entwicklung dieser Atmosphäre zu verstehen und herauszufinden, warum der Mars heute viel weniger Atmosphäre hat als die Erde. Langfristig sollen diese Studien zu einem besseren Verständnis unserer Erde und der anderen Planeten des Sonnensystems beitragen.

Schließlich ist eines der obersten Ziele die bemannte Erforschung. Um das Terrain vorzubereiten, müssen vorab die Risiken untersucht werden. Darum erkunden und kategorisieren Roboter die Oberfläche des Mars.

Im folgenden Video erklärt der Weltraumwissenschaftler Joel Levine sehr schön, warum die Mars-Missionen in wissenschaftlicher Hinsicht wichtig sind:

Das Video gehört zu einer Folge von acht Vorträgen über den Mars (TED, n.d.).

03
Gibt es Leben auf dem Mars?

Die aufregendste Frage aller Mars-Missionen ist wahrscheinlich, ob es Leben auf dem Mars gibt, in fossiler Form oder sogar lebend.

Ein Tag auf dem Mars entspricht etwa 24 Stunden auf der Erde, und der Planet hat eine entsprechende Neigung, sodass es Jahreszeiten auf dem Mars gibt und sogar Klimazonen, die mehr oder weniger den unseren entsprechen. Viele Hinweise zeigen, dass der Mars unserem Planeten früher noch viel ähnlicher war. Die Fotos und Daten, die wir von den verschiedenen Orbitern und Raumsonden erhalten, die den Mars untersuchen, weisen darauf hin, dass, obwohl der Mars heute ein trockener Planet ist, in der Vergangenheit Wasser auf dem Mars floss. Wer „Wasser” sagt, sagt „Leben”, denn Wasser ist das Grundelement, das für die Entstehung von Leben erforderlich ist.

Die ersten Sonden, Viking 1 und Viking 2, die in den 70er Jahren auf dem Mars aufsetzten, fanden kein Leben auf dem Mars. Das ist aber noch lange kein Beweis dafür, dass es dort kein Leben gibt. Vielmehr gibt uns die Entdeckung von Mikroben auf dem Grund von Eisseen in der Antarktis durch die NASA Hoffnung, Leben auf dem Mars zu finden, da das Klima in der Antarktis dem ähnelt, das heute auf dem Mars herrscht. Auf der Erde wurden Mikroben auch in Sedimentgestein in über 1.000 Metern Tiefe unter der Erdoberfläche gefunden, aber auch in Salzablagerungen und Tiefseekaminen (Alonso & Szostak, 2019). Diese Entdeckungen weisen darauf hin, dass unsere Roboter vielleicht einfach noch nicht an den richtigen Stellen auf dem Mars gesucht haben.

Die Mission Viking hatte tatsächlich vier verschiedene Experimente durchgeführt, um zu sehen, ob es Bakterien im Marsboden gab. Damals schienen die Ergebnisse der Experimente die Möglichkeit, dass Leben vorhanden sei, auszuschließen. Heute, fast 40 Jahre später, haben die Wissenschaftler*innen Erklärungen für das Scheitern der Experimente von Viking, und die Jagd nach dem Leben auf dem Mars geht weiter.

Heute haben die Wissenschaftler*innen auch viel raffiniertere und vielseitigere Techniken entwickelt, um das Vorhandensein von (vergangenem) Leben nachzuweisen. Die bekannteste basiert auf dem Nachweis von DNA und der DNA-Sequenzierung. Aber diese Methode birgt ein großes Problem: selbst wenn jegliches Leben auf der Erde eine DNA aufweist, ist nicht klar, ob außerirdisches Leben auch eine DNA besitzt. Noch gezieltere Forschungen gehen bei der Suche nach außerirdischem Leben übrigens von verschiedenen Arten von Proteinen und Aminosäuren aus (McKay & Parro García, 2014).

Der Rover Curiosity der NASA und der zukünftige Rover Rosalind Franklin sind mit Messinstrumenten ausgestattet, um auf der Suche nach vergangenem oder aktuellem Leben neue Versuche auf der Grundlage dieser neuen Technologien durchzuführen. Ein wichtiger Aspekt ist die strategische Wahl des Landepunkts dieser Rover.

Abschließend sei erwähnt, dass eine andere Methode für die Suche nach Leben der Nachweis von Biosignatur-Gas in der Atmosphäre von Planeten und Exoplaneten ist. Das ist eine der Missionen des neuen James Webb Space Telescope (Wolchover, 2021).

Fermi-Paradoxon: Wo sind sie?

Die Frage, ob es im Universum außerhalb unserer Erde Leben gibt, wird Fermi-Paradoxon genannt. 1950 frühstückte der Physiker Enrico Fermi (Nobelpreis 1938) mit Kollegen in Los Alamos, und sie diskutierten über einen Comic über Außerirdische, der im New Yorker erschien, als Fermi plötzlich sagte: „Wo sind sie? “. Die Kollegen verstanden sofort, dass Fermi sich darauf bezog, dass die Sonne ein eher junger Stern unserer Galaxie ist, und dass weiter entwickelte Zivilisationen als die unsere in älteren Planetensystemen hätten erscheinen und unsere Galaxie in der einen oder anderen Weise besiedeln müssen, sodass sie sich uns gezeigt hätten. Halten wir dennoch fest, dass Fermi höchstwahrscheinlich nicht an der Existenz anderer Zivilisationen zweifelte. Wahrscheinlichere Erklärungen des Paradoxons sind, dass Reisen zwischen Sternen schlicht nicht möglich sind, dass die Reise den Aufwand nicht lohnt oder dass die Zivilisationen nicht lange genug überleben, um die erforderlichen Technologien zu entwickeln (Gray, 2015).

04
Was ist Leben?

In den obigen Absätzen haben wir gesehen, dass eines der Probleme bei der Suche nach außerirdischem Leben die Tatsache ist, dass man nicht weiß, wie Leben außerhalb unseres Planeten Erde aussehen könnte. Diese Frage ist nur die Oberfläche einer viel tiefer gehenden Frage: Was ist Leben? Diese eher philosophische Frage scheint einfach, wir sind zurzeit aber selbst aus rein wissenschaftlicher Sicht weit davon entfernt, eine klare Antwort zu haben.

Auf den ersten Blick erscheint es uns einfach zu entscheiden, ob eine Sache lebendig ist oder nicht. Aber die  Welt ist voller Beispiele, die sich im Grenzbereich befinden und die gemäß einer bestimmten Definition lebendig sind, wohingegen sie es gemäß einer anderen nicht sind. Im Alltag scheint das kein großes Problem zu sein. In der Wissenschaft allerdings eine Katastrophe, wie der Mikrobiologe Radu Popa der NASA erklärt: „Das ist inakzeptabel für jegliche Wissenschaft. […] Eine Wissenschaft, in der der wichtigste Gegenstand keine Definition hat? Das ist absolut inakzeptabel. Wie wollen wir darüber diskutieren, wenn Sie denken, dass die Definition des Lebens etwas mit der DNA zu tun hat, und ich denke, dass sie etwas mit dynamischen Systemen zu tun hat? Wir können kein Leben auf dem Mars finden, weil wir uns nicht über die Frage einigen können, was Leben ist.“ (Zimmer, 2021).

Eine Definition des Lebens zu finden, die alle zufrieden stellt, erweist sich als äußerst kompliziert. Das versuchte der Molekularbiologe Edward Trifonov 2011. Er überprüfte 123 verbreitete Definitionen des Lebens und versuchte, hier eine gemeinsame Unterdefinition zu sehen. Das abschließende Ergebnis war, dass das Leben eine „Selbstreproduktion mit Variation“ sei. Allerdings wurde diese Definition schnell verworfen: ein Computervirus reproduziert sich selbst mit Variation, aber niemand würde sagen, dass er lebendig ist.

Genau hier versuchen die Philosophen eine Antwort zu finden, indem sie verschiedene Stimmen aufgreifen. Eine Strömung der Philosophie vertritt das Prinzip des Operationalismus: Die Idee ist, dass es nicht unbedingt notwendig ist, eine allgemeingültige Definition dafür zu finden, was Leben ist, sondern dass jeder wissenschaftliche Forschungsbereich mit der Definition arbeitet, die für ihn am besten passt. So unterscheidet sich die Definition, die die NASA verwendet, um nach Leben außerhalb unseres Planeten zu suchen, von der, die Mediziner nutzen, um zwischen lebendig und tot zu unterscheiden. Aber das macht nichts, denn das Wesentliche ist, dass die Definition für den eigenen Forschungsbereich funktioniert.

Eine andere Strömung geht eher in die Richtung der Familienähnlichkeit, die einen philosophischen Gedanken darstellt, nach dem man Dinge in verschiedene Gruppen einteilt, wobei die Dinge in einer Gruppe durch Ähnlichkeiten miteinander verbunden sein können, ohne dass sie alle eine gemeinsame Ähnlichkeit teilen müssten. Nehmen wir ein Beispiel, um diesen Gedanken zu veranschaulichen: Wenn man einen Menschen bittet, eine Definition des Wortes „Spiel“ zu nennen, wird ihm das wahrscheinlich nicht gelingen. Ein Spiel kann man zu zweit spielen, zu mehreren oder sogar allein. Ein Spiel kann einen Gewinner und einen Verlierer haben, muss aber nicht zwingend diesem Kriterium entsprechen. Ein Spiel kann für Kinder sein, es gibt aber auch Spiele für Erwachsene. Eine klare und eindeutige Definition des Begriffes „Spiel“ zu finden, ist also allem Anschein nach nicht einfach. Wenn man uns dahingegen bittet, unter vielen Dingen die Dinge zu identifizieren, die Spiele sind, haben wir vermutlich kein Problem, dies zu tun. Wir können ein Spiel intuitiv erkennen, ohne eine genaue Definition dafür zu haben. Ein Spiel entspricht einer gewissen Anzahl von Kriterien aus einer Liste von Kriterien, ohne aber zwingend alle zu erfüllen. Und wenn es bei dem Begriff „Leben“ ähnlich wäre? In (Abbott & Persson, 2021) klassifizierten Forscher der Universität Lund eine lange Liste von Dingen in verschiedene Kategorien, in der Hoffnung, die Kategorie zu finden, die Leben definiert. Sie versuchten, eine Liste mit Eigenschaften zu erstellen, die mit dem Leben assoziiert werden, ohne dass jedes lebende Ding zwingend all diesen Kriterien entspricht. Leider birgt auch dieser Ansatz ein Problem. Eine der Eigenschaften lebender Dinge war die Ordnung (Lebewesen haben koordinierte und organisierte Strukturen), wie bei Schneeflocken (die man dennoch nicht als Lebewesen bezeichnen würde). Eine andere Eigenschaft war die DNA. Aber rote Blutkörperchen haben keine DNA, wohingegen man sie gerne in die Kategorie Lebewesen einordnen würde.

Eine Kategorie von Organismen hat die Frage, was Leben ist, wirklich verändert: Extremophile. Extremophile sind Organismen, deren normale Lebensbedingungen für die meisten anderen Organismen tödlich sind. Ein bekanntes Beispiel für Extremophile ist das Bärtierchen.

Das Bärtierchen, der niedlichste extremophile Organismus

Das Bärtierchen, auch Wasserbär genannt, ist ein Organismus von einem halben Millimeter Länge (gerade noch mit dem bloßen Auge zu erkennen), der praktisch überall auf dem Planeten lebt. Er findet sich in Salz- oder Süßwasser sowie auf der Erde an feuchten Stellen wie im Moos im Wald. Das Bärtierchen wird oft als der Champion der Extreme bezeichnet, weil es unter feindlichsten Bedingungen überleben kann: Es übersteht Temperaturen von -272 bis 150°C und Druck von bis zu 6.000 bar. Es kann auch UV- und Röntgenstrahlen ausgesetzt werden. Es überlebt Nahrungs- und Wasserentzug und kann sich in einen Zustand der Stase versetzen, und dies für mehr als zehn Jahre. Sobald der Stase-Zustand beendet ist, kann es seinen Stoffwechsel reaktivieren.

Während des Experimentes TARDIS (Tardigrades in Space) schickten Forscher*innen der ESA im Jahr 2007 3.000 Bärtierchen auf eine zwölftägige Raumfahrtmission. „Unsere wichtigste Entdeckung ist, dass das Vakuum des Weltalls, das zu einer extremen Dehydrierung und kosmischer Strahlung führt, für die Wasserbären keinerlei Problem darstellte“, erklärt der Projektleiter von TARDIS (ESA, 2008).

Kürzlich wurden Bärtierchen durch die ESA für längere Zeit in den Raum außerhalb der internationalen Raumstation (ISS) gebracht und sie überlebten das Vakuum des Alls, extreme Temperaturen und Solarstrahlung. Zuvor waren die Wissenschaftler überzeugt, dass die Bedingungen mit keinerlei Leben kompatibel seien (ESA, n.d.a)

Wir weisen auch auf die Aktivität „Weltraumbären” von ESERO Luxemburg hin.

Einen radikaleren Ansatz vertritt Carole Cleland, eine Philosophin der Universität von Colorado. Viele Jahre lang beobachtete, kooperierte und diskutierte sie mit zahlreichen Forscher*innen verschiedener Bereiche und verschiedener Institutionen (unter anderem die NASA), die alle gemeinsam hatten, dass ihre Forschung sich um das Thema Leben drehte. Das Ergebnis ist eine Reihe wissenschaftlicher Artikel in einem Buch (Cleland, 2019). Ihre Schlussfolgerung ist, dass die Wissenschaftler*innen einfach aufhören müssten, eine Definition des Lebens zu suchen, denn das Leben sei einer dieser Begriffe, die nicht definierbar sind. Nach Cleland „möchten wir letztlich nicht wissen, was das Wort Leben für uns bedeutet, sondern wir möchten wissen, was Leben ist“.

Für einen umfassenden Überblick über die wissenschaftliche und philosophische Diskussion über das Leben verweisen wir auf (Zimmer, 2021) oder (Zimmer 2021a).

05
Die Bedeutung der Roboter (und der digitalen Wissenschaften) für die Mars-Missionen

Roboter zum Mars zu schicken, bietet zahlreiche Vorteile. Zunächst ist es viel leichter, die Sicherheit eines Roboters zu gewährleisten als die eines Menschen. Als die Menschen es nicht besser wussten, schickten sie Tiere wie Hunde oder Affen auf Weltraummission, um alles zu erforschen, was ein menschliches Wesen benötigt. Heute wissen wir, dass es für den Menschen sehr gefährlich sein kann, im Weltall weiter als die ISS (International Space Station) zu gehen. Außerdem sind Robotermissionen immer kostengünstiger als eine bemannte Mission (wenn sie auch deutlich weniger spektakulär sind). In organisatorischer Hinsicht sind Roboter weniger verletzlich als Menschen und können in viel feindlicherer Umgebung operieren. Schließlich gibt es viele Aufgaben, die ein Roboter besser ausführen kann als ein Mensch.

Dennoch können diese Roboter, wie wir in diesem Modul gesehen haben, nicht direkt von der Erde aus programmiert werden, da ein Signal von der Erde aus zu lange brauchen würde (etwa 20 Minuten), um den Weg zwischen Erde und Mars zurückzulegen. Daher müssen diese Roboter im Voraus programmiert werden und dann selbstständig funktionieren.

Die Roboter auf dem Mars sammeln viele Informationen, die sie zur Erde senden sollen. Dies stellt einen ziemlich konsistenten Datenstrom dar, der momentan nicht im Weltraum verarbeitet werden kann und in Form von Rohdaten gesendet werden muss. Außerdem verfügen diese Marsroboter nicht über Labore, wie es sie hier auf der Erde gibt. Außerhalb der ISS kann man im All heute nur Rechner nutzen, deren Leistung in etwa der entspricht, die wir auf der Erde vor 20 Jahren hatten. „Ohne den Schutz des Erdmagnetfeldes oder der Abschirmung der ISS“, erklärt Professor Marcus Völp, Forscher am SnT (Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust) der Universität Luxemburg, „würden die Computer, die wir auf der Erde benutzen, ganz viele Fehler machen und schließlich Aufgrund der Strahlung im Weltall durchbrennen. Aber wir brauchen die Rechenleistung, spätestens wenn wir die Rohstoffe von Asteroiden mithilfe von Roboterschwärmen bergen wollen.“ Darum investiert die Forschung in die Entwicklung von „Supercomputern“, die in der Lage sein werden, im Weltraum zu existieren und Rohdaten direkt vor Ort zu verarbeiten, um dann nur die verwertbaren Daten zu senden.

„Natürlich müssen wir die Roboter und Supercomputer nicht nur sicher gegenüber natürlichen Fehlerquellen machen“, fährt Professor Völp fort, „sondern auch vor Sabotage schützen. Am besten geht das, wenn der Roboter, wie Schüler*innen manchmal in der Schule, Fehler machen darf, ohne dass etwas schlimmes dabei passiert (z.B.: indem andere Schüler*innen Schüler*innen und andere Roboter dem Roboter helfen).“.

Da die Astronaut*innen jetzt auf der ISS sind, und da sie bald auf dem Mond sein werden und eines Tages auf dem Mars, und da wir nicht alle Astronaut*innen in Informatik ausbilden können, müssen diese Supercomputer möglichst autonom sein. Und hier kommt künstliche Intelligenz ins Spiel.

Künstliche Intelligenz wird auch bei Robotern eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) und die National Aeronautics and Space Administration (NASA) planen, 2026 einen Rover auf den Mars zu schicken mit der Mission, Röhren mit Bodenproben vom Mars aufzunehmen. Diese Röhren werden vorab vom Rover Perseverance am Boden abgesetzt (siehe erster Abschnitt). Der neue Rover wird Fetch heißen (vom Englischen „to fetch“, was „holen“ bedeutet). Er muss in der Lage sein, sich so selbstständig wie möglich zu fortzubewegen, die Röhren zu finden und sie aufzunehmen. Dazu wird der Rover Fetch Techniken künstlicher Intelligenz und Bilderkennungstechniken nutzen, um die am Boden abgesetzten Röhren selbstständig zu finden (ESA, 2020).

Die Universität Luxemburg und das SNT forschen in all diesen Bereichen: Fehlertoleranz, künstliche Intelligenz bei Robotern und vieles mehr.

06
Weiterführende Videos

Schulungsvideo

Diese Videos können auch als Einstieg in die Unterrichtseinheit gebraucht werden.

Paxi besucht den roten Planeten

Paxi: Gibt es Marsmenschen?

Exomars: Eine vielversprechende Zukunft

Quizz Kahoot

Expeditionen zum Mars

Athmosphäre und Leben auf dem Mars

Valles Marineris

Olympus Mons

Marshöhlen

 

Referenzen
Abbott, Jessica K. & Persson, Eric. (2021). The problem of defining life: a case study using family resemblance. [Preprint]
Alonso, Ricardo. & Szostak, Jack W. (2019). The Origin of Life on Earth. Scientific American, September 2019
Cleland, Carol. (2019). The Quest for a Universal Theory of Life: Searching for Life As We Don’t Know It. Cambridge Astrobiology (11). Cambridge: Cambridge University Press.
European Space Agency, ESA. (2008). Tiny animals survive exposure to space. https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Research/Tiny_animals_survive_exposure_to_space
European Space Agency, ESA. (2019). Missions to Mars. https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Images/2019/05/Missions_to_Mars
European Space Agency, ESA. (2019a). ESA’s Mars rover has a name: Rosalind Franklin. https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Exploration/ExoMars/ESA_s_Mars_rover_has_a_name_Rosalind_Franklin]
Euorpean Space Agency, ESA. (2020). Sample Fetch Rover for Mars Sample Return campaign. https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Videos/2020/02/Sample_Fetch_Rover_for_Mars_Sample_Return_campaign
European Space Agency, ESA. (n.d.). Exploring Mars. https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Exploration/Mars
European Space Agency, ESA. (n.d.a). Exposure to space and Mars. https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Blue_dot/Exposure_to_space_and_Mars
Gray, Robert H. (2015). The fermi paradox is neither Fermi’s nor a paradox. Astrobiology, 2015 Mar;15(3):195-9.
McKay, Christopher P. &  Parro García, Victor. (2014). Thow to Search for Life on Mars. Scientific American, June 2014
Science.lu. (2022). ESA stoppt gemeinsame Mars-Mission mit Russland. https://science.lu/de/esa-stoppt-gemeinsame-mars-mission-mit-russland
Space.com (n.d.). Mars missions: A brief history. https://www.space.com/13558-historic-mars-missions.html
TED (n.d.). What’s the big deal about Mars. https://www.ted.com/playlists/414/what_s_the_big_deal_about_mars
Wolchover, Natalie. (2021). The Webb Space Telescope Will Rewrite Cosmic History. If it Works. Quantamagazine. https://www.quantamagazine.org/why-nasas-james-webb-space-telescope-matters-so-much-20211203/
Zimmer, Carl. (2021). What is Life ? The Vast Diversity defies easy Definition. Quantamagazine. https://www.quantamagazine.org/what-is-life-its-vast-diversity-defies-easy-definition-20210309/
Zimmer, Carl. (2021a). Life’s Edge. The Search for what it means to be alive. New York, NY : Dutton.

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